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Brandschutz mit Verantwortung:

Was in Einrichtungen des Gesundheits- und Pflegewesens zählt – und im Einsatzfall Leben rettet

Die große Herausforderung bei Bränden in Krankenanstalten, Kur- und Pflegeheimen liegt darin, dass viele Bewohner oder Patienten mobilitätseingeschränkt sind. Eine eigenständige Flucht ist daher oft nur schwer oder gar nicht möglich.

Umso wichtiger ist es, dass sowohl der vorbeugende Brandschutz entsprechende Vorkehrungen trifft als auch die Feuerwehr mit angepasstem Ressourceneinsatz auf einen Alarmfall reagiert – etwa durch eine höhere Alarmstufe mit mehr Personal und Gerät.

Zur Unterstützung der Personenrettung setzt die Feuerwehr unter anderem auf Brandfluchthauben. In Kombination mit Atemschutzgeräteträgern ermöglichen diese die Evakuierung auch durch verrauchte Bereiche. Von großer Bedeutung sind zudem regelmäßige Absprachen und Planungen zwischen Betreibern und Einsatzorganisationen, um die örtlichen Gegebenheiten kennenzulernen und vorhandene Hilfsmittel wie Rollstühle, fahrbare Betten, Escape-Chairs oder Evakuierungsmatratzen im Vorfeld bekannt zu machen.

Sicherheit mit System: Wichtige Tipps für Brandschutzverantwortliche in Pflege- und Gesundheitseinrichtungen

  1. Berücksichtigen Sie eingeschränkte Mobilität.
    Erfassen Sie alle mobilitätseingeschränkten Personen in einem aktuellen Evakuierungsplan. Eine eigenständige Flucht ist oft nicht möglich, daher muss frühzeitig vorgesorgt werden.
  2. Kennzeichnen und positionieren Sie Hilfsmittel klar.
    Stellen Sie sicher, dass Rollstühle, fahrbare Betten, Escape-Chairs und Evakuierungsmatratzen gut sichtbar, zugänglich und eindeutig gekennzeichnet sind.
  3. Arbeiten Sie eng mit der Feuerwehr zusammen.
    Planen Sie regelmäßige Begehungen mit der örtlichen Feuerwehr, um Abläufe abzustimmen und die örtlichen Gegebenheiten bekannt zu machen.
  4. Halten Sie aktuelle Gebäude- und Evakuierungspläne bereit.
    Erstellen Sie gut lesbare Pläne mit Fluchtwegen, Brandabschnitten, Sammelplätzen und verfügbaren Hilfsmitteln. Diese sollten der Feuerwehr sowohl vor Ort als auch digital zur Verfügung stehen.
  5. Überprüfen Sie regelmäßig den vorbeugenden Brandschutz.
    Kontrollieren Sie Brandabschnittstüren, Fluchtwege und Brandmeldeanlagen in regelmäßigen Abständen auf Funktionstüchtigkeit.
  6. Klären Sie den Einsatz zusätzlicher Rettungsmittel.
    Informieren Sie sich über die Ausrüstung der Feuerwehr (z. B. Brandfluchthauben) und stimmen Sie das Vorgehen im Ernstfall gemeinsam ab.
  7. Führen Sie realitätsnahe Evakuierungsübungen durch.
    Üben Sie regelmäßig mit dem Personal sowie – wenn möglich – gemeinsam mit der Feuerwehr. Beziehen Sie dabei auch Szenarien mit nicht gehfähigen Personen ein.

Echte Einsätze sind oft die härtesten Prüfsteine für Theorie und Vorbereitung im Brandschutz. Der folgende Erfahrungsbericht unseres Brandschutzexperten Ing. Christian Dolkowski über einen Hotelbrand bietet praxisnahe Einblicke in die Abläufe und Herausforderungen der Feuerwehr bei einem komplexen Einsatz.

 

Einsatzbericht: Hotelbrand in Baden – eine persönliche Erfahrung

Alarmmeldung und erste Gedanken

Fehl- und Täuschungsalarme sind für alle Beteiligten störend, teuer und scheinbar unnötig. In einem Hotel in Baden führten jedoch häufige Fehlalarme dazu, dass die Einsatzkräfte über sehr gute Ortskenntnisse verfügten – ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Es war einer meiner ersten Einsätze als junger Gruppenkommandant. Nur wenige Minuten nach einer späten Abendübung meiner Freiwilligen Feuerwehr, auf dem Heimweg, meldete sich der Pager mit der Alarmmeldung: „Hotelbrand – mehrere Personen in Lebensgefahr.“

In den wenigen Minuten bis zum Eintreffen am Einsatzort schossen mir zahlreiche Gedanken durch den Kopf:

  • Wie viele Personen müssen gerettet werden?
  • Wie verhindern wir Panik?
  • Wie führen wir möglichst rasch eine effektive Menschenrettung durch?
  • Woher bekommen wir rasch Verstärkung?
  • Wie gestalten wir den Löschangriff unter diesen Umständen effizient?

Trotz der Anspannung war meine „Einsatzplanung“ strukturiert – dank guter Ortskenntnis und intensiver Übungsvorbereitung.

Ankunft am Einsatzort

Beim Eintreffen bestätigten sich die schlimmsten Befürchtungen: Aus nahezu allen Zimmern riefen verängstigte Personen um Hilfe. Aus einem Zimmer im ersten Stock schlugen Flammen, aus anderen drang dichter Rauch.

Ich forderte sofort Verstärkung von Feuerwehr, Rotem Kreuz und Polizei an. Obwohl laut Ausbildungsrichtlinie zuerst die Menschenrettung und danach die Brandbekämpfung erfolgen sollte, entschied ich mich – abweichend von der Norm – den Brand zuerst zu bekämpfen. Der Brand war noch klein, drohte sich aber rasch auszubreiten. Wäre es uns gelungen, diesen schnell zu löschen, hätten wir die gefährlichen Rauchgase für alle Hotelgäste beseitigt.

Ich unterstützte die Besatzung meines Fahrzeugs beim Anlegen der umluftunabhängigen Atemschutzgeräte und gab den Befehl, mit einer Löschleitung ins Gebäude einzudringen. Parallel erkundete ich den kürzesten Zugang zum Brandherd.

Während meine Mannschaft im Inneren arbeitete und der Fahrzeuglenker die Wasserversorgung sicherstellte, beruhigte ich die Menschen an den Fenstern und konnte Paniksprünge verhindern. Nachrückende Kräfte wurden von mir eingewiesen und halfen bei der Personenrettung und Belüftung des Gebäudes.

Reflexion des Einsatzes

Dieser kurze Einsatzbericht zeigt: Auch für unerfahrene Feuerwehrführungskräfte gibt es immer ein erstes Mal. Doch durch mentale Vorbereitung, fundierte Ausbildung und realitätsnahe Übungen kann selbst in Extremsituationen ein erfolgreicher Einsatzverlauf erreicht werden.

Fazit

Brände in Krankenhäusern, Pflegeheimen und ähnlichen Einrichtungen stellen durch mobilitätseingeschränkte Personen eine besondere Herausforderung dar. Umso wichtiger sind ein systematisch geplanter vorbeugender Brandschutz, klare Zusammenarbeit mit der Feuerwehr und der Einsatz spezieller Hilfsmittel wie Brandfluchthauben. Entscheidend ist: Wer im Ernstfall sicher handeln will, muss vorher gut vorbereitet sein – durch aktuelle Evakuierungspläne, klar gekennzeichnete Rettungsmittel und regelmäßige Übungen. Der Erfahrungsbericht aus Baden zeigt: Gute Planung, klare Entscheidungen und Teamarbeit können im Ernstfall den Unterschied zwischen Katastrophe und erfolgreicher Rettung ausmachen.

 

Autor:
Ing. Christian Dolkowski war zum Zeitpunkt des o.a. Einsatzes 20 Jahre alt und hatte erst 4 Jahre Einsatzerfahrung. Er war später Ausbildungsleiter und Zugskommandant einer Stadtteilfeuerwehr von Baden bei Wien und ist Trainer bei NoFire Safety GmbH.

Sein Motto „Vorbeugen ist besser als heilen“ leitet ihn auch bei seiner freiwilligen Tätigkeit als Notfallsanitäter beim Roten Kreuz Baden, wo er tagtäglich mit den teils dramatischen Konsequenzen von „Nichtwissen“ und missachteten Gesetzen konfrontiert wird.

Letzte Aktualisierung: 04.08.2025